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Medical Research DepartmentJul 30, 2024 10:22:39 AM

Ursachen einer Sepsis: Wie eine Infektion lebensbedrohlich wird

 


Inhaltsverzeichnis:

  1. Sepsis: Wie eine Infektion lebensbedrohlich wird
    1. Was ist eine Sepsis?
    2. Wie entsteht eine Sepsis?
  2. Hauptsächliche Ursachen einer Sepsis
    1. Bakterielle Infektion als Hauptursache einer Sepsis
    2. Virale Infektion und ihr Beitrag zur Sepsis
    3. Pilzinfektionen und Parasiten: Sind weniger bekannte Ursachen einer Sepsis
  3. Septischer Schock und seine Ursachen
    1. Was ist ein septischer Schock und wie unterscheidet er sich von einer Sepsis?
    2. Ursachen des septischen Schocks
    3. Folgen des septischen Schocks
  4. Fazit: Sepsis frühzeitig erkennen und schnell und richtig handeln
  5. Häufig gestellte Fragen
  6. Quellen

 

 

Sepsis: Wie eine Infektion lebensbedrohlich wird

 

Was ist eine Sepsis?

Sepsis, unter Laien als „Blutvergiftung“ bekannt, ist ein medizinischer Notfall, der auftritt, wenn der Körper des Patienten auf eine Infektion mit einer überschießenden und oft lebensbedrohlichen Entzündungsreaktion reagiert. Ohne schnelle Behandlung kann eine Sepsis zu Gewebeschäden, Organversagen und Tod führen.

 

Wie entsteht eine Sepsis?

Anstatt mit einer angemessenen Immunantwort die Infektion zu bekämpfen, reagiert der Organismus mit einer maximalen systemischen Entzündungsreaktion, die dann konsekutiv zur Beeinträchtigung des Zellmetabolismus und sekundär zur Organdysfunktion führt.

 

Hauptsächliche Ursachen einer Sepsis

 

Bakterielle Infektion als Hauptursache einer Sepsis

Die häufigste Ursache einer Sepsis sind bakterielle Infektionen. Hierbei dringen Bakterien über verschiedene Wege in den Blutkreislauf ein. Bakterien führen zu unterschiedlichen pathophysiologischen Mechanismen, die zur lebensbedrohlichen Entzündungsreaktion des Körpers beitragen.

 

Grampositive Bakterien

Bei grampositiven Bakterien sind die Hauptursachen für Sepsis Exotoxine oder Enterotoxine, die je nach Bakterienspezies variieren. Diese Toxine werden in drei Typen unterteilt:

  • Typ I: Zelloberflächenaktive Toxine, die Zellen ohne Eindringen stören. Dazu gehören Superantigene und hitzestabile Enterotoxine.
  • Typ II: Membranschädigende Toxine, die Zellmembranen zerstören, um einzudringen. Beispiele hierfür sind Hämolysine und Phospholipasen.
  • Typ III: Intrazelluläre Toxine oder A/B-Toxine, die die Zellfunktion von innen beeinträchtigen. Bekannte Vertreter sind Shiga-Toxin, Cholera-Toxin und Anthrax-Lethaltoxin.

 

Gramnegative Bakterien

Bei gramnegativer Sepsis spielt Lipopolysaccharid (LPS), ein Bestandteil der äußeren Membran gramnegativer Bakterien, eine zentrale Rolle. Der Mechanismus läuft wie folgt ab:

  1. LPS-Bindung: Freies LPS bindet an ein zirkulierendes LPS-bindendes Protein.
  2. Rezeptorbindung: Dieser Komplex bindet an den CD14-Rezeptor auf Monozyten, Makrophagen und Neutrophilen.
  3. Signalübertragung: Die Bindung führt zu einer Signalübertragung über den Toll-like Rezeptor 4 (TLR-4), wodurch der nukleare Faktor kappaB (NF-κB) aktiviert wird.
  4. Proinflammatorische Reaktion: Dies führt zur Transkription zahlreicher Gene, die eine proinflammatorische Reaktion auslösen, und zur Produktion von Zytokinen wie IL-1, IL-6 und TNF-α.
  5. Entzündungs- und Gerinnungsprozesse: Die Zytokine wirken auf Endothelzellen und reduzieren die Synthese von Antikoagulationsfaktoren, was zu einer systemischen Entzündung und Gerinnung führt.

 

Virale Infektion und ihr Beitrag zur Sepsis

Obwohl bakterielle Infektionen dominieren, können auch virale Infektionen wie Influenza, Hepatitis und das humane Immundefizienz-Virus (HIV) zur Sepsis führen. Viren können das Immunsystem schwächen und den Weg für bakterielle Superinfektionen ebnen, die schließlich eine Sepsis auslösen. Eine virale Sepsis ist oft schwer zu diagnostizieren und kann durch solche sekundären bakteriellen Infektionen kompliziert werden, was die Behandlung erschwert.

 

Pilzinfektionen und Parasiten: Sind weniger bekannte Ursachen einer Sepsis

Pilzinfektionen sind eine lebensbedrohliche Ursache für eine Sepsis. Diese Infektionen treten häufig bei immunsupprimierten und onkologischen Patienten sowie bei Patienten mit bestimmten angeborenen oder erworbenen Immundefekten auf.

Parasitäre Infektionen können maßgeblich die Immunantwort und das Immunsystem des Trägers beeinflussen und können schwere septische Verläufe verursachen.

 

Septischer Schock und seine Ursachen

 

Was ist ein septischer Schock und wie unterscheidet er sich von einer Sepsis?

Ein septischer Schock ist eine potenziell tödlicher medizinischer Zustand, der auftritt, wenn eine Sepsis als Reaktion auf eine Infektion zu gefährlicher Organdysfunktion und massiven Störungen im Zellstoffwechsel führt.

 

Ein septischer Schock erfüllt alle der folgenden Kriterien: 

  • Sepsis 
  • einhergehend mit einer Hypotonie, die trotz adäquater Volumentherapie persistiert 
  • eine Katecholamintherapie erfordert, um einen mittleren arteriellen Druck (MAP) von < 65 mmHg aufrechtzuerhalten
  • eine Lactaterhöhung im Serum von > 2 mmol/l

 

Im Gegensatz dazu wird die Sepsis als eine lebensbedrohliche Organdysfunktion definiert, die durch eine fehlregulierte Immunantwort des Körpers auf eine Infektion ausgelöst wird. Die Diagnose erfordert das Vorliegen oder den Verdacht auf eine Infektion sowie den Nachweis einer neuen Organdysfunktion.

 

Ursachen des septischen Schocks

Wie bei der Sepsis sind eine Infektion und eine inadäquate Immunantwort neben Risikofaktoren und Prädisposition die Ursachen des septischen Schocks. Bei einem septischen Schock handelt es sich also um eine extreme Reaktion des Körpers auf eine Infektion, die das Immunsystem überfordert.

Zusätzlich zu der Infektion und der fehlgeleiteten Immunantwort tragen verschiedene Risikofaktoren und genetische Prädispositionen zur Entwicklung einer Sepsis und eines septischen Schocks bei. Dazu gehören unter anderem ein geschwächtes Immunsystem, chronische Krankheiten, fortgeschrittenes Alter und bestimmte genetische Veranlagungen, die die Immunantwort beeinflussen. Diese Faktoren erhöhen die Anfälligkeit für Infektionen und verschärfen die Fehlregulation des Immunsystems, was letztendlich zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann.

 

Folgen des septischen Schocks

Ein unbehandelter septischer Schock führt zu einem multiplen Organversagen, bei dem mehrere Organe gleichzeitig versagen und die Patienten ohne medizinische Maßnahmen versterben. Mit maximaler medizinischer Therapie ist die Mortalität dennoch sehr hoch, sodass die Sepsisfrüherkennung eine entscheidende Rolle spielt und eine umgehende maximale Therapie eingeleitet werden muss.

 

Fazit: Sepsis frühzeitig erkennen und schnell und richtig handeln

Die Ursachen einer Sepsis sind vielfältig und komplex, umfassen sowohl infektiöse als auch nicht-infektiöse Faktoren. Ein frühzeitiges Erkennen der Symptome sowie eine umgehende medizinische Intervention sind entscheidend, um die Letalität zu senken und langfristige Komplikationen zu vermeiden.

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Häufig gestellte Fragen

FAQ: Ursachen einer Sepsis

Was sind die häufigsten Ursachen einer Sepsis?

Die häufigsten Ursachen einer Sepsis sind bakterielle Infektionen wie:

  • Atemwegsinfektionen
  • Harnwegsinfektionen
  • Hautinfektionen
  • Abdominale Infektionen wie Blinddarmentzündung oder Gallenblasenentzündung
  • Neurologische Infektionen 
  • Infektionen im Zusammenhang einem Krankenhausaufenthalt
  • Postoperative Infektionen und infizierte Wunden

Welche Risikofaktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Sepsis?

Risikofaktoren für eine Sepsis umfassen ein unreifes oder geschwächtes Immunsystem, chronische Krankheiten, Chemotherapie, Immunsuppressiva sowie Fremdmaterial im Körper wie Katheter oder Prothesen.

Was sind die ersten Anzeichen einer Sepsis?

Frühzeitige Anzeichen einer Sepsis können hohes Fieber, Schüttelfrost, Tachypnoe, Tachykardie, Verwirrtheit oder Desorientierung, extreme Schwäche oder Müdigkeit und marmorierte Haut umfassen.

Was kann man tun, um eine Sepsis zu verhindern?

Zur Prävention einer Sepsis sind frühzeitige Erkennung und Intervention von entscheidender Bedeutung. Die Implementierung eines strukturierten Screening-Protokolls zur Früherkennung von Patienten mit Infektionen und einem erhöhten Sepsis-Risiko ist essenziell. Ärzte und medizinisches Fachpersonal sollten auf klinische Zeichen wie Fieber, Hypothermie, Tachykardie, Tachypnoe und Veränderungen des mentalen Status achten. Die schnelle Verabreichung einer empirischen oder fokusspezifischen antimikrobiellen Therapie innerhalb der ersten Stunde nach Erkennung einer Sepsis zusammen mit einer angemessenen Volumentherapie zur Stabilisierung des Kreislaufs, ist entscheidend. Dabei soll, wenn klinisch möglich, das Blut des Patienten steril auf verschiedene Blutkulturmedien verteilt werden, damit ein großes Spektrum von Keimen detektiert werden kann. Bei immunsupprimierten Patienten bitte immer auch an eine Pilzkultur aus dem Blut denken. Insbesondere dann die Mikrobiologie über die Probe informieren, damit eine zeitnahe Verarbeitung erfolgen kann.

Die ABS-Teams sollten ihre Sepsis SOPs an die lokalen Resistenzmuster anpassen. Zusätzlich sind regelmäßige Katheterkontrollen zur Prävention nosokomialer Infektionen und die frühzeitige Entfernung nicht mehr benötigter Katheter von großer Bedeutung. Maßnahmen zur Kontrolle der Infektionsquelle wie chirurgische Eingriffe zur Entfernung infizierten Gewebes oder Drainagen tragen zur Reduktion der Sepsis-Inzidenz bei. Die kontinuierliche Überwachung von Vitalparametern und Organfunktionen sowie die Anpassung der Therapie basierend auf dem klinischen Verlauf und Laborwerten sind ebenfalls essenziell. Eine multidisziplinäre Zusammenarbeit sowie regelmäßige Schulungen des medizinischen Personals fördern die nachhaltige Implementierung von Sepsispräventionsmaßnahmen.

Quellen

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